Erste Samtgemeindebürgermeisterin

Jetzt ist Beckmann-Frelock in Apensen am Ruder

Quelle: BT-Online v. 27.05.2019

Von Sabine Lepél

APENSEN. Das Wahlergebnis in Apensen war wohl die größte Überraschung der Wahlnacht im Landkreis. Die Wähler der Samtgemeinde straften die etablierten Parteien ab. Rolf Suhr (CDU) sagt, er strebe eine konstruktive Zusammenarbeit mit Beckmann-Frelock an.

In der Samtgemeinde wird nicht nur bald die erste Frau auf dem Chefsessel der Verwaltung sitzen, sondern mit der 37-jährigen Petra Beckmann-Frelock zudem ein absoluter Politik-Neuling.Dass sie tatsächlich die Wahl gewonnen hat und am 1. August in der Nachfolge von Peter Sommer das Chefbüro im Rathaus Junkernhof beziehen wird, wurde Petra Beckmann-Frelock nach der langen Wahlnacht gleich am Montagmorgen noch einmal deutlich vor Augen geführt: „Als ich meine Tochter zur Schule gebracht habe, haben mir viele Leute Gratulationen zugerufen. Die meisten kannte ich gar nicht. Das war ungewohnt, hat mich aber sehr gefreut.“

Ihr Bekanntheitsgrad in Apensen wird rasch steigen: Sie ist die neue Samtgemeindebürgermeisterin. Wie berichtet, erhielt Petra Beckmann-Frelock 52,76 Prozent der Stimmen, Manuela Mahnke wählten 47,24 Prozent – ein Ergebnis, das im Vorfeld nicht zu erwarten gewesen war.

Absolute Außenseiterin gewinnt

So langsam kommt es im Oberstübchen an, dass sich die 37-jährige Kandidatin der UWA als absolute Außenseiterin gegen die als Einzelkandidatin ins Rennen gegangene SPD-Frau Manuela Mahnke, die von SPD, CDU, Grünen und FWG unterstützt wurde, durchgesetzt hat. Schließlich hatte Petra Beckmann-Frelock eine amtierende Bürgermeisterin als Mitbewerberin vor der Brust. Beckmann-Frelock ist zwar Diplom-Verwaltungswirtin, hat aber noch nie in einem Rathaus gearbeitet. Derzeit ist sie Betriebsprüferin bei der Deutschen Rentenversicherung. In die UWA ist sie erst wenige Monate vor ihrer Kandidatur eingetreten.

„Ich habe überhaupt kein Problem mit der Entscheidung der Wähler“, sagt Rolf Suhr, Fraktionschef der CDU im Samtgemeinderat und Bürgermeister von Sauensiek. Er hatte den Wahlabend gemeinsam mit „seiner“ Kandidatin Mahnke im Hofcafé Tschritter in Nindorf verbracht. „Das ist ein normaler Akt der Demokratie. Wir werden mit der neuen Samtgemeindebürgermeisterin konstruktiv zusammenarbeiten.“

Als Quittung für die von Kritikern als Gekungel empfundene und von der Kommunalaufsicht schließlich unterbundene Kandidatensuche per Headhunter will Suhr die Entscheidung der Wähler nicht sehen: „Wir haben Frau Mahnke als Parteiengemeinschaft vorgeschlagen. Das war kein Fehler.“

Benden wird Rücktritt ankündigen

In allen Sauensieker Wahllokalen haben sich die Bürger allerdings gegen das Votum ihres Bürgermeisters gestellt und in der Mehrheit Petra Beckmann-Frelock gewählt. Frank Buchholz (FWG), Bürgermeister der Gemeinde Apensen, sagte gegenüber dem TAGEBLATT, er halte Beckmann-Frelocks Wahl für „irrelevant“ für die Gemeinde Apensen. Er wolle weiter mit Sabine Benden als Gemeindedirektorin arbeiten. Die hatte im TAGEBLATT allerdings bereits ihre Bereitschaft angekündigt, den Posten der Gemeindedirektorin von Apensen zu räumen. „Es macht Sinn, dass das Amt in der größten Ortschaft der Samtgemeinde die neue Samtgemeindebürgermeisterin übernimmt“, so Benden damals. „Ich glaube, der Wähler wusste nicht so genau, was nach dieser Wahl passiert“, so Buchholz weiter. „Für mich ist jetzt entscheidend, wie die Verwaltung darauf reagiert. Die haben ja gehofft, dass es Entlastung und Hilfe gibt. Jetzt bekommen sie einen Lehrling, den sie an die Hand nehmen müssen.“

Beckdorfs Bürgermeister Jan Gold (CDU) hatte seine eigene Kandidatur aus Angst um seinen Beamtenstatus im Wahlkampf aufgegeben und nun selbst Beckmann-Frelock gewählt, wie er dem TAGEBLATT bestätigte. „Sie bekommt bei mir alle Chancen“, so Gold, ein erklärter Gegner der Kandidatensuche per Headhunter, von seinem Parteikollegen Rolf Suhr und der Kandidatin Manuela Mahnke. „Wir können froh sein, dass wir sie los sind. Sie hat in Nottuln nur negativ gewirkt und völlig versagt.“ Mit Beckmann-Frelock wolle er „vertrauensvoll zusammenarbeiten“. Gold warnt allerdings auch: „Es wird schwer für sie in diesem Intriganten-Stadl. Ich denke aber, sie ist intelligent genug, um sich nicht vor irgendwelche Karren spannen zu lassen.“ Die Samtgemeinde Apensen sei eben immer wieder für eine Überraschung gut.

Hart ins Gericht mit seinen ehemaligen Mitstreitern ging SPD-Urgestein Siegfried Stresow: Das Wahl-Ergebnis sei nicht nur für Manuela Mahnke eine krachende Niederlage, das Resultat gebe auch Aufschluss darüber, wie die Politik für die Unterstützer der Kandidatin derzeit in der Samtgemeinde Apensen empfunden werde.

„Die Ignoranten von CDU, Grünen, FWG und leider auch von meiner SPD, die unter anderen im Vorfeld auch den Landrat brüskiert hatten, konnten ihre Marionette im Rathaus in Apensen nicht unterbringen. Welch eine Demütigung, ich würde mich in Grund und Boden schämen.“ Es sei nicht unverschämt, die Führenden in den besagten Parteien aufzufordern, eigene Konsequenzen zu ziehen und politische Verantwortung für dieses Desaster zu übernehmen.

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Peter Petersen

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