Der Aktionsnachmittag der UWA „Wir bauen eine Nisthilfe für Wildbienen“ war ein voller Erfolg!
Zwanzig motivierte Naturliebhaber/innen aus Apensen, Beckdorf, Buxtehude und Jork hatten sich am Sonntag, 26.08.2018, bei schönstem Spätsommerwetter auf dem Beekhoff in Beckdorf eingefunden, um ihren persönlichen Beitrag zum Schutz der Insektenwelt zu leisten.
Besonders die Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren gingen mit großer Freude und viel Elan an die Aufgabe heran. Aber auch die erwachsenen Teilnehmer/innen bastelten voller Eifer an den verschiedenen Nisthilfe-Elementen.
Es gab einige Aha-Effekte als Regina Starzonek in einem kurzen Theorieteil Tipps und Hinweise gab, wie eine geeignete Nisthilfe für Wildbienen aufgebaut sein sollte, viele Positiv-Beispiele vorstellte und auch auf die klassischen Fehlerquellen beim Bau hinwies. Demnach sind Stroh, Heu, Kiefern- und Fichtenzapfen, Holzschnitzel, Lochziegel und Ytongsteine völlig ungeeignet.
Trockene Hartholzblöcke aus Buche, Esche oder Erle mit waagerechten Bohrungen zwischen 2mm bis 9mm Durchmesser und ca. 10cm Tiefe werden von den Wildbienen besonders gerne besiedelt, ebenso hohle Pflanzenstängel aus Schilf, Bambus und Naturstrohhalmen. Weich- und Nadelhölzer wie Kiefer, Fichte, Weide und Pappel sind generell ungeeignet. Wichtig ist, dass die Gänge der Bruthöhle sauber gearbeitet und nicht ausgefranst sind, damit sich die Wildbienen bei der Pollen- und Eiablage ihre zarten Flügel nicht verletzen.
Markhaltige Stängel wie z.B. Brombeere, Heckenrose und Disteln sollten dagegen – wie in der Natur auch – nur senkrecht angeboten werden.
Es wurde zudem auf die Problematik und Ursachen des massiven Rückgangs der Artenvielfalt eingegangen und mögliche Vorgehensweisen aufgezeigt, um Insekten und Vögeln einen entsprechenden Lebensraum zu schaffen.
Wildbienen haben eine bisher weit unterschätzte Bedeutung als Bestäuber von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen. Wissenschaftler beziffern den Wert der Bestäubung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen durch Insekten weltweit auf dreistellige Milliardensummen. Alleine in Europa sind es jährlich 22 Milliarden Euro. Ob Kirschen, Äpfel oder Erdbeeren – ohne Wildbienen und andere Insekten fallen die Ernten deutlich schlechter aus, sowohl in der Menge als auch in der Qualität der Früchte.
Wichtig war den UWA-Mitgliedern aber auch zu vermitteln, dass die schönste Nisthilfe für Wildbienen keinen Nutzen bringt, wenn das entsprechende Lebensumfeld und passende Futterangebot in Form von pollenspendenden und heimischen Wildblumen mit ungefüllten Blüten fehlt.
Oberste Priorität sollte daher nicht primär das Anbieten von Nisthilfen sein, sondern immer die gezielte Auswahl und Anpflanzung besonders wertvoller Pollenspender, die das Nahrungsangebot vom Frühjahr bis zum Herbst abdecken.
Züchtungen aus dem Baumarkt entsprechen meist nicht den Anforderungen unserer heimischen Insektenwelt, da bestimmte Eigenschaften – wie bspw. der Pollengehalt – herausgezüchtet wurden.
Da nur ca. 25 Prozent der gut 560 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten eine gebaute Nisthilfe annehmen, ist es besonders wichtig, im eigenen Garten entsprechende Naturelemente wie z.B. Totholzecken und für die vielen Bodenbrüter ein Sandarium anzulegen.
„Der Privatgarten hat enormes Potential, um Wildbienen und anderen Insekten wie Marienkäfern und Schmetterlingen, aber auch Igel & Co einen geeigneten Lebensraum zu bieten und wird in seiner Bedeutung für ein natürliches Gleichgewicht oft unterschätzt.“ sagt Regina Starzonek. „Gepflegte Rasenflächen, die vom Mähroboter gemäht werden, sind lebensfeindliche Räume und der aktuelle Trend zum „Schottergarten“ ist für Flora und Fauna eine ökologische Katastrophe!“
Sie meint: „Ein kleiner Bereich mit heimischen Wildblumen und einer „wilden Ecke“ mit Totholz und Brennnesseln als Futterpflanze für die Raupen der Schmetterlinge wird mit ein wenig gutem Willen sicherlich in jedem noch so kleinen Garten umsetzbar sein. Kein Raum ist zu klein, um sinnvoll genutzt zu werden. Selbst wildbienengerecht bepflanzte Töpfe auf einem Balkon können ein wertvolles Nahrungsangebot darstellen.“
Um alle Anregungen auch gleich praktisch umsetzen zu können, hatte die UWA für alle Teilnehmer/innen neben entsprechender Lektüre mit der tatkräftigen Unterstützung von Edith Reigber zudem auch ein Paket aus Saatgut und Pflanzensetzlingen für den eigenen Garten vorbereitet.
Diese Aktion war ein aktiver Beitrag und erster Schritt der UWA, um sich für den lokalen Artenschutz in der Samtgemeinde Apensen einzusetzen.
Im Herbst ist eine Pflanzaktion geplant, bei der frühblühende Zwiebelpflanzen wie Krokusse, Narzissen, Tulpen und Traubenhyazinthen in ungefüllter und nachhaltiger Wildform auf gemeindeeigenen Flächen gesetzt werden sollen, damit die Wildbienen bereits im Frühjahr mit entsprechenden Pollenlieferanten versorgt sind.
Wer die UWA dabei tatkräftig unterstützen möchte, darf sich gerne jederzeit an uns wenden.
UWA – Unabhängige Wählervereinigung SG Apensen
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Literatur-Tipps und Links zum Thema Wildbienen, Nisthilfen und begehrten Blühpflanzen:
Nisthilfen für Wildbienen:
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/
https://www.wildbienenschutz.de/pdf/insektenhotels.pdf
Nisthilfen für Wildbienen – Positiv-Beispiele:
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/positivbeispiele/
Nisthilfen für Wildbienen – Klassische Fehlerquellen:
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/fehlerquellen/
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/baumarktgrauen/
Lebensraum Totholz:
https://www.naturgartenfreude.de/totholz
Liste mit 133 für Wildbienen wichtige Wildstauden, 44 Arten speziell für Hummeln:
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/ernährung/samenmischungen/
Bienenweide – Version November 2012
http://www.vswi.ch/media/archive1/bienenweide/bienenweide.pdf
BUND – Pflanzen für Wildbienen
Bienenfreundliche Pflanzen für Balkon und Garten – Das Pflanzenlexikon der Bienen-App (PDF, 3 MB, nicht barrierefrei)
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Bienenlexikon.pdf?__blob=publicationFile
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PRESSE:
Der Appell für etwas mehr Chaos im eigenen Garten wird gehört